
Trotz brütender Hitze erfreute sich der letzte Clubabend im Steirischen Presseclub vor der Sommerpause regen Zustroms: Kein Wunder, konnte doch mit dem Geschäftsführer des 2010 neu gegründeten Österreichischen Presserats, Alexander Warzilek, ein Experte zum Thema Ethik in der Medienarbeit gewonnen werden. Durch die jüngsten Ereignisse im Grazer BORG Dreierschützengasse hat dieses Thema wieder an trauriger Aktualität gewonnen – und so drehte sich der Großteil der angeregten Diskussion auch um die Berichterstattung rund um den Amoklauf im besonderen und Krisenfälle im allgemeinen. Neben Daten und Fakten – so gelangten nach dem Terroranschlag in Wien vor vier Jahren rund 1.500 Beschwerden beim Presserat ein, beim aktuellen Fall in Graz waren es nur rund 100 – lieferte Warzilek auch ganz konkrete Tipps für den Umgang mit solchen Ausnahmesituationen: “Eine Checkliste, die man in der Redaktion vorab erstellt, ist extrem hilfreich – denn in der Situation bleibt kaum Zeit, um zu überlegen, wie man ethisch korrekt berichtet.”

Rund 400 Fälle werden pro Jahr in den drei Senaten der modernen Selbstregulierungseinheit im Pressebereich behandelt, wobei ausschließlich Printmedien begutachtet werden. “Unsere Entscheidungen sind oft Ausgangspunkt für Diskussionen in der Branche”, zeigte Warzilek die Bedeutung der Organisation auf. “Journalismus hat eine essentielle demokratiepolitische Funktion, bedeutet aber auch Verantwortung im Umgang mit Informationen und deren Verbreitung.”
